„Trees. Time. Architecture“ ist eine Hommage an Bäume und Wälder, an ihre kulturelle Bedeutung, ihre Rolle im Klimawandel und ihr Potenzial für Architektur und Landschaftsarchitektur. Die Ausstellung im Architekturmuseum der TU München läuft bis 14. September 2025 – der Katalog ist bei Park Books erschienen.
Lebende Brücke der Khasi People, Indien. © TUM, Foto: Ferdinand Ludwig, 2019
Wenn Bäume ins Museum kommen
Schon in der berühmten Radierung der Urhütte auf dem Frontispiz zu Marc-Antoine Laugiers „Essay sur l‘ architecture“ von 1753 wölben sich Bäume zu einem Haus. Seit Jahrhunderten bieten Bäume Schutz und Lebensraum – auch den Menschen. Die Ausstellung „Trees Time Architecture“ im Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne lässt sich wie eine Kulturgeschichte der Bäume an – mit einzelnen ausgewählten Stationen, Beispielen und einer Auswahl an erstaunlichen Fakten. Zusammengetragen und ins Museum gebracht haben sie die Kurator:innen Ferdinand Ludwig und Kristina Pujkilovic vom Lehrstuhl Green Technologies in Landscape Architecture der TU München. Nun kommen also Bäume ins Museum – es ist höchste Zeit! Seit gut 300 Millionen Jahren gibt es Bäume auf der Erde, der größte von ihnen ist im Redwood Nationalpark in Kalifornien und etwa 115 Meter hoch – höher als die Frauenkirche in München.
Arbor Kitchen, Neue Kunst am Ried, Deutschland, 2022 © TUM, Foto: Kristina Pujkilovic
Wenn aus Bäumen Architektur wird
Im urbanen Raum sind derzeit wohl so dringlich wie noch nie. Sie garantieren Schatten bei zunehmenden Hitzewellen und haben bedeutenden Einfluss auf Temperaturverhältnisse in Stadtgebieten. Die Ausstellung jedoch konzentriert sich nicht auf dieses politische Thema, schneidet es nur an. Sie will auf deutlich mehr heraus: auf die Grundsätze, historische Entwicklungen, die Kulturgeschichte der Bäume. Sie zeigt in drei die verschiedensten Beispiele auf, wie aus Bäumen organische Architektur wird, etwa bei den lebenden Wurzelbrücken in Meghalaya, oder wie mit Bäumen gebaut werden kann. Die Achse der Zeit ist dabei omnipräsent und wird in Filmen, Diagrammen, Zeichnungen und digitalen tools ausgestellt. Im Buch ist all das 128 gefasst und es gibt einen QR-Code, auf denen alle Ausstellungsbeiträge abrufbar sind und die Inhalte vertieft werden können.
Verpflanzung eines alten Baumes für einen Park in Georgien. Videostill aus dem Film „Taming the Garden“, Salomé Jashi. © Mira Film / Corso Film / Sakdoc Film, 2021
Bäume und Zeit
„Taming the Garden“ nennt sich der eindrucksvolle Film der Georgierin Salomé Jashi – er zeigt die Geschichte einer alten Eiche, die entwurzelt und auf einem Tieflader über das Schwarze Meer verschifft wird. Der frühere Multimilliardär und Ministerpräsident Georgiens Bidsina Iwanischwili hat insgesamt 200 solcher Bäume aus Privatgärten und öffentlichen Anlagen geholt – um sie in seinem Privatpark zu setzen und sich damit Zeit zu kaufen.
Detail einer Baubotanischen Verwachsung. © Foto: Cira Moro, 2010
Bäume als Lesestoff
Die Ausstellung ist ein Anfang zu diesem Thema, und sie wirft viele aktuelle Fragen auf, die noch längst nicht gelöst sind und auf globaler politischer Ebene diskutiert werden müssen. Den lesenswerten Katalog zur Ausstellung hat strobo B.M. übersichtlich und mit Akribie gestaltet – eine Broschur mit feiner Schweizer Broschur und klarem Schriftbild auf weichem Papier. Das Buch lohnt sich in jedem Fall!
Text: Sandra Hofmeister
„Trees. Time. Architecture. Entwerfen im Wandel“, hg. v. Andjelka Badnjar Gojnić, Kristina Pujkilović, Ferdinand Ludwig, Andres Lepik, 23 x 32 cm, 128 Seiten, 93 farbige und 36 s/w-Abbildungen, Park Books, Zürich 2024, ISBN 978-3-03860-424-2