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photo: ArchiTangle

Architektur als visuelle Investigation

Manche Ausstellungskataloge sind für eine halbe Ewigkeit. Sie decken Hintergründe auf, vertiefen Sachverhalte und Diskurse. Und sind in Buchform anders als so manche Ausstellung nicht kurzweilig, sondern sie bleiben. Auch wenn die Schau längst an einen anderen Ort weiter gezogen oder im Archiv eingelagert ist, bleiben Bücher immer da. Sie sind auch für Leser:innen, die gar nicht in der Ausstellung waren und für solche, die gerne mehr wissen möchten. Das Lesebuch „Visual Investigations“ zur gleichnamigen Ausstellung des Architekturmuseums der Technischen Universität München in der Pinakothek der Moderne zählt zu diesen besonderen Ausstellungspublikationen. Ein kleines Softcover mit Umschlag, herausgegeben von Lisa Luksch, der Kuratorin der Ausstellung, und Andres Lepik, Direktor des Architekturmuseums, mit Interviews und Essays zu allen ausgestellten Fallstudien Schau. In diesem empfehlenswerten Lesebuch, das bei ArchiTangle erschienen ist, sind auch QR-Codes enthalten, die zu Videos und Gespräche des Rahmenprogramms führen. Die Bildebene ist für das Thema unumgänglich.

Recherche und Aufklärung
Was kann Architektur leisten, um Menschenrechtsverletzungen zu ermitteln und gerichtssicher zu dokumentieren? Für die Aufklärung spielen Orte und ihre genaue Rekonstruktion eine wesentliche Rolle. Denn durch ihre Verfügbarkeit von Bildquellen im öffentlichen Diskurs lassen sich Tathergänge und Menschenrechtsverstöße rekonstruieren. So zeichnen Smartphones, Satelliten, Überwachungs- und Polizeikameras Gewalt und Rechtsverstöße auf. Die Verknüpfung und Auswertung der Video- und Bildinhalte kann aufdecken, was an welchen Orten mit welchen Beteiligten geschehen ist. Deshalb haben große Medienhäuser wie die New York Times oder die Financial Times eigene Teams für Visual Investigations. Vernetzte Recherchekollektive wie Center for Spatial Technologies oder Forensic Architecture werten Bilder und Videos akribisch aus, erstellen 3D-Modelle und treiben damit die Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen voran – oft mit klaren Beweisen.

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Ten eyewitnesses of the Russian airstrike on Mariupol’s Drama Theater on March 16, 2022 were invited to participate in interview sessions using the “situated testimony” technique developed by the CST’s partnering organization, Forensic Architecture. This technique involves using 3D models of scenes and environments in which traumatic events occurred to aid in the process of interviewing and collecting testimony from witnesses., © The Center for Spatial Technologies (CST), 2022

Hintergründe zu sieben Fallstudien
Die Textbeiträge des Buchs sind zu sieben Fallstudien aus fünf Kontinenten, die auch in der Ausstellung zu sehen waren. Sie decken Hintergründe und Methoden auf, ohne die das Bildmaterial gar nicht verständlich wäre. Interviews mit Sam Dubberley, von Human Rights Watch oder Laura Kurgan von der Columbia University’s Graduate School of Architecture, Planning and Preservation gehen auf die Methoden und die gesellschaftliche Bedeutung von technisch anspruchsvollen Recherchen ein. Essays beleuchten einzelne Fälle wie den russischen Luftangriff auf das Theater in Mariupol oder den Mord an dem kolumbianischen Journalisten Alberardo Liz. Gut, dass es solche Bücher und soviel aufbereitetes digitales Material für komplexe Ausstellungen gibt!

Text: Sandra Hofmeister

Visual Investigations, Zwischen Aktivismus, Medien und Gesetz, hg. v.  Lisa Luksch, Andres Lepik, contributions by: Bellingcat, Ralf Breker, The Center for Spatial Technologies (CST), Sam Dubberley, Bora Erden, Sam Gregory, Alison Killing, Laura Kurgan, Andres Lepik, Lisa Luksch, Anjli Parrin, SITU Research, Patrick Brian Smith, and Lea Weinmann, softcover 13 x 21 cm, ca. 40 Illustrationen, 160 Seiten, Design: Parat.cc, ArchiTangle Publishers, Berlin Oktober 2024, ISBN 978-3-96680-033-4

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Dr. Sandra Hofmeister
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