Zwei Buchempfehlungen für Venedig-Fans mit Entdeckergeist: Giulia Foscaris „Elements of Venice“ und Wolfgang Scheppes „Migropolis. Venice / Atlas of a Global Situation“
Die besten Venedig-Bücher sind vergriffen, das ist seltsam, aber durchaus der Fall gleich bei mehreren Titeln. In Antiquariaten sind sie immer noch zu finden – und mit ein bisschen Glück und Recherche könnt ihr auch diese beiden Buchempfehlungen finden. Sie gehören zu den wirklich intelligenten Handbüchern zu Venedig – die einem immer wieder zum Staunen bringen.
Migropolis. Venice / Atlas of a Global Situation von Wolfgang Scheppe
Wolfgang Scheppe muss man sich als Universalgelehrten vorstellen. Sein Buch „Migropolis“ nimmt die Stadt Venedig als Ausgangspunkt, um globale Warenströme und Migrationsbewegungen nachzuzeichnen. Wer spült denn in den Küchen, wer verkauft nachgemachte Handtaschen und woher kommen diese? Der Autor lebt auch selbst in der Lagunenstadt und betreibt dort gelegentlich einen Ausstellungsraum, wo er den genialen Autokonstrukteur Paul Jaray wiederentdeckt hat. Zuletzt erschien sein Buch mit Barrikadenfotos aus dem Pariser Mai ’68, aufgespürt im Polizeiarchiv. Und demnächst kommt ein Katalog über die Färbeschablonen von Kimonodrucken heraus (Verlag Scheidegger & Spiess). Wolfgang Scheppe ist eben ein Universalgelehrter.
Oliver Elser
Wolfgang Scheppe, IUAV Class on Politics of Representation (edd.), “Migropolis. Venice. Atlas of a Global Situation”, with contribution from: Giorgio Agamben, Valeria Burgio, Wolfgang Scheppe, Oktober 2009, 1344 pages, 2078 photographs, 2 volumes, Hatje Cantz, Berlin 2009. ISBN: 978-3-7757-2485-2
Elements of Venice von Giulia Foscari
Für die Architektur-Biennale 2014, kuratiert von Rem Koolhaas, recherchierte Giulia Foscari zu den Elementen Venedigs. Ihr kleines, fast 700 Seiten dickes Buch „Elements of Venice“ ist wie die Hauptausstellung der Architekturbiennale damals einzelne Kapitel nach Architekturelementen unterteilt: Treppen, Fassaden, Korridore, Rampen, Fenster, Balkone, Wände… Wer in die einzelnen Kapitel einsteigt, lernt viel über die Eigenarten der Venezianischen Architektur und über deren Geschichte: Zum Aufbau der Sansovino-Fassade der Biblioteca Marciana an der Piazetta, zu den Methoden der urbanen Verdichtung im 16. Jahrhundert, zu prunkvollen Deckenholzkonstruktionen, zu den Wasserpforten der Paläste am Canal Grande. Das Buch ist voller Fallstudien bis hin zum Eckfenster vom Mittelalter bis zum Gino Zucchi-Gebäude auf dem Campo Junghans von 2002. Wer Venedigs Architektur und Geschichte verstehen möchte, der sollte dieses Buch immer wieder zur Hand nehmen. Es lohnt sich!
Sandra Hofmeister
Giulia Foscari, „Elements of Venice”, paperpack with a foreword by Rem Kolhaas, 296 pages, paperback, Lars Müller Publishers, Zurich 2014, ISBN 978-3-03778-429-7