So viele Teilnehmer:innen wie noch nie zählte die 19. Internationale Ausstellung La Biennale Architettura in Venedig. Zwei Tage reichen kaum aus für einen Rundgang in den Giardini und im Arsenale – dazu kommen auch noch die Installationen und Pavillons, die über das Stadtgebiet verteilt sind. Viele dieser Modelle, Datencluster und Experimente erschließen sich nicht von selbst, deshalb ist Forschergeist gefragt, auch von den Besuchenden. Wer die Ausstellung mit dem Eindruck verlässt, manches vertiefen zu wollen, der überlegt, ob sich der Katalog lohnt.
Photo: Elephant Chapel by Booserm Premthada, photo: Sandra Hofmeister
Opus Magnus
Zwei Bände mit offenem Rücken zwischen Graupappe als Umschlag. 508 Seiten zur Hauptausstellung und 196 zu den nationalen Beiträgen und den Collateral Events. Das klingt nach einem dicken Wälzer, allerdings sind darunter sehr viele Verzeichnisse – alle Beteiligten wollen genannt werden. Auch kurze CVs gibt es, zum Beispiel zu John Ruskin und Carlo Ratti, Hans Joachim Schellnhuber und Julia Watson. Keine Frage, der Katalog ist ein upus magnus!
Photo: Sandra Hofmeister
Kommen wir zum eigentlichen Dokumentationsteil der beiden Bände: Die ausgestellten Projekte der Hauptausstellung sind sehr knapp dargestellt, sogar noch knapper als in der Ausstellung. Kurztext, Foto, fertig. Um die Fülle der Projekte überhaupt aufzunehmen, wurde die Darstellung im Katalog auf das Notwendigste reduziert. Deshalb fällt die Lektüre deutlich knapper aus als die Dokumentation in der Ausstellung selbst. In die einzelnen Kapitel „Natural“, „Artificial“, Intelligens“ sind Essays und Gespräche eingestreut, klar unterschieden vom Rest auf gelben Seiten. Mario Carpo resümiert hier die Geschichte der Artificial Intelligence, Stefano Boeri unterhält sich mit dem britischen Stadtplaner Ebenezer Howard, dem historischen Gründer der Gartenstadt-Bewegung, der 1928 verstarb. Sein postmortales Gespräch mit dem britischen Stadtplaner konzentriert sich – natürlich – auf vertical forests. Und die Soziologin Albena Yaneva vom Politecnico in Turin erörtert die Auswahl der ausgewählten Exponate Abschnitt „Collective“ – mit einer kleinen Einführung ins Thema. Wer Themen vertiefen möchte mit dem Biennale-Katalog, der wird bei den Essays fündig – allerdings auch nicht bei allen. Der kleine Band zu den Länderpavillons hingegen gibt einen Überblick über alle Beiträge und Beteiligten. Allerdings war Redaktionstermin so früh, dass es keine Foto von den Installationen, dafür aber viele Renderings, noch mehr Namenslisten und minimale Infos abgedruckt sind.
“Intelligens. Natural. Artificial. Collective. Biennale Architettura 2025”, vol 1 & 2, Exibition, Participating Countries & Collateral Events, May 2025, ISBN 9788898727995
Dänischer Pavillon, Kurator: Søren Philmann, photo: Sandra Hofmeister